Walter Ernst Fritz Matysiak

"Geboren am 28. oder 29. April 1915. Mein Vater, Malermeister von Beruf, war über meine Geburt so aufgeregt, dass er den Ankunftstag verwechselte. In den goldenen 20er Jahren fing ich Sperlinge im Hasenstall, die mir meine Großmutter dann servieren musste. Ich aß sie vor Hunger, denn wir hatten wenig Geld. Seit dieser Zeit habe ich einen Vogeltick. Als Schüler miserabel, hockte ich oft in der 1. Reihe mit dem Gesicht zur Klasse, oder ich bekam zur Abwechslung rhythmische Schläge.

Lehrzeit als Dekorationsmaler. Lief meinem Vater oft von der Arbeitsstelle weg und setzte mich irgendwo hin, um zu malen. Die Schläge blieben auch hier nicht aus. Mutter vermittelte immer, denn ich wollte doch Künstler werden und träumte meist von Atelier und Modellen. Studium in München an der Akademie. 9 Jahre Militär, davon 2 Jahre Gefangenschaft in Amerika, die ich gut über die Runden brachte, indem ich nackte Bienen zeichnen musste für meinen Lagerkommandanten.

Beim Anblick von Uniformen, Orden und Waffen bekomme ich Anfälle. Seit 1946 selbstständig als freischaffender Maler und Grafiker.

Ausstellungen mit mehr oder weniger Erfolg beschickt.

In der Textilbranche tätig als Entwerfer und Kolorist.   

1955  Übersiedlung noch Konstanz.

Hier warte ich auf den großen Erfolg.

N.B. Seit 22 Jahren glücklich verheiratet, Erfolg 4 gesunde Kinder.
        Taschengeld immer knapp seit in Konstanz Weintrinker geworden."

Lebenslauf aus dem Büchlein: Ein Torero, Generäle und Bienen  erschienen im Seekreis Verlag Konstanz 1967

Walter Matysiak verstarb im Alter von 70 Jahren am 17. Februar 1985
in seinem Haus auf dem Salzberg in Konstanz .

 

zum 100. Geburtstag meines Vaters, des Malers Walter Matysiak,
wurden Teile seiner Werke vom 27. März bis 23. August 2015 in der Wessenberg Galerie in Konstanz gezeigt.

 Ich habe lebenslänglich Kunst gekriegt" - mit diesen Worten pflegte der 1915 in Schweidnitz/Schlesien geborene Walter Matysiak
seine Profession zu beschreiben und zog es vor, nicht „Künstler" sondern „Bildermacher" tituliert zu werden.
Auch wenn in dieser Selbstdarstellung eine gehörige Portion Understatement mitschwingt,
treffen sie den Kern von Matysiaks reichem Schaffen, das von erstaunlicher Vielfalt geprägt ist.

Walter Matysiak, dessen verschlungener Lebensweg ihn 1955 nach Konstanz führte,
wo er bis zu seinem Tod 1985 lebte, war ein Poet mit Pinsel und Farbe.
Sein buntes Werk vereint Lustiges und Bissiges, Groteskes und Liebevolles, Gegenständliches und Abstraktes,
Altmeisterliches und Naives, Zartes und Skurriles. Das alles entfaltet sich in einem weit gefächerten Spektrum von Motiven und Stilen
auf der Basis eines subtilen Farbempfindens und in verschiedensten Techniken.

Walter Matysiak war Mitglied der Künstlergruppe „Der kleine Kreis" und arbeitete als Illustrator für das Schweizer Satiremagazin „Nebelspalter"
und den „Südkurier". Zeitweilig unterhielt er ein Atelier in Wil (St. Gallen) und im Tessin.
Als phantasievoller Experimentator, der jenseits aller Konventionen stand, fühlte er sich als Maler dennoch der Kunstgeschichte verpflichtet.
„Überall ist Wunderland" - so lautet der Titel von Matysiaks gröβtem Werk,
der sich auf ein Gedicht des ihm seelenverwandten Dichters Joachim Ringelnatz bezieht.
In ein künstlerisches „Wunderland", das Entdeckungen für Kinder wie Erwachsene bereithält,
entführt auch die Ausstellung, die zum 100. Geburtstag dieses ungewöhnlichen Bildermachers entstand.

 

 

 

Renate Matysiak   21. Juni 1918 - 17. Mai 1998

Ehefrau des Konstanzer Malers und Grafikers
Walter Matysiak und in ihren letzten Lebensjahren selbst aktive Malerin, wobei sie Werke bekannter Künstler auf ihre eigene Art interpretierte und auf Holztafeln gestaltete.

 

               
   

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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